Neulich flatterte die Werbeanzeige einer großen Direktbank ins Haus, in der für den Kauf von Aktien geworben wird. Auf Initiative der Börse Frankfurt wurde für den 16. März 2016 der „Tag der Aktie“ ausgerufen, um die Aktienmuffel in Deutschland aufzurütteln und zum Aktienkauf zu bewegen. Dies soll dann auch besonders leicht gemacht werden, weil erstens eine Vorauswahl von Aktien und Aktienindexfonds getroffen wird, aus der der neu gewonnene Anleger bzw. die neu gewonnene Anlegerin nur noch auswählen muss. Zweitens wird mit einem Schnäppchen geworben: Der Wertpapierkauf ist an diesem Tag kostenlos, also ohne weitere Gebühren.
Doch Vorsicht ist geboten.
Denn natürlich haben die Börse und die Banken recht: Aktien sind ein lohnendes Investment, gerade weil für Tagesgeld oder Festgeld fast keine Zinsen mehr gezahlt werden. Im Gegenteil: Zwar traut sich die Bankenwelt noch nicht daran, von Privatleuten Strafzinsen zu verlangen, wenn man Geld bei der Bank hortet. Aber Banken ihrerseits müssen schon Zinsen bezahlen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) einlegen.
Wer also Geld erwirtschaften möchte, sollte sich mit Aktien anfreunden. Allerdings sind dabei einige Dinge zu beachten, damit man nicht Schiffbruch erleidet und bei Börseneinbrüchen größere Verluste hinnehmen muss.
1. Kaufen Sie niemals nur Aktien eines einzigen Unternehmens!
Man kann es gar nicht oft genug betonen: Aber nur weil Anleger eine bestimmte Firma besonders gut finden, ist es sehr riskant, nur Aktien seines Lieblingsunternehmens zu besitzen. Das Zauberwort heißt „Streuung“. Je mehr unterschiedliche Aktien man besitzt, umso geringer ist die Gefahr von Verlusten. Geht es einem Unternehmen oder einer Branche nicht so gut, kann ein anderes Unternehmen oder eine andere Branche durchaus erfolgreich sein.
Das Angebot der Börse, am „Tag der Aktie“ Aktien von DAX-Unternehmen zu kaufen, ist an sich keine schlechte Idee. Nur sollten Sie dann mehrere Titel, am besten mindestens Aktien 15 verschiedener Unternehmen kaufen, aber nicht nur von DAX-Unternehmen, sondern von Unternehmen aus der ganzen Welt. Dann kommen Sie in die Zone, in der Verluste immer weniger wahrscheinlich werden.
2. Aktienfonds sind eine gute Alternative für Kleinanleger/innen.
Viele können nun nicht auf einen Schlag 15 verschiedene Aktientitel kaufen, besonders wenn die Mindestanlagesumme pro Aktie bei 1.000 EUR liegt. Natürlich kann man sich allmählich ein Aktiendepot aufbauen, in dem Unternehmen verschiedener Branchen und Regionen vertreten sind. Als Laie ist eine Einzelaktienauswahl aber immer schwierig.
Die Alternative: Aktienfonds. Damit kaufen Sie auch schon für kleine Beträge einen Anteil an einem bestehenden Aktienkorb, der eine breite Streuung aufweist. Günstig ist es aber, wenn die Fonds nicht nur deutsche Aktien, sondern am besten weltweit Unternehmensanteile enthalten. Kostenbewusste Anleger kaufen außerdem gerne Indexfonds (ETF), bei denen keine teuren Fondsmanagementgebühren anfallen.
3. Aktien sind langfristige Investments.
Die Aktienkurse sind volatil, das bedeutet, dass der Wert einer Aktie sehr stark schwanken kann. Denken Sie an VW: Nach Bekanntwerden der Manipulationen bei der Abgasmessung verlor die VW-Aktie rapide an Wert. Die Wertveränderungen gehören zum Marktgeschehen und sind meist nicht weiter schlimm, weil sich Aktienkurse auch wieder erholen. Ein Problem ist das nur, wenn Sie Wertveränderungen und Kursverluste nicht abwarten können und zu einem bestimmten Zeitpunkt Aktien verkaufen müssen. Deswegen beherzigen Sie den Grundsatz: In Aktien legen Sie das Geld an, das Sie in den nächsten Jahren nicht benötigen. In Aktien sollten Sie immer langfristig, also mindestens 10 Jahre investieren. Nur dann können Sie mit großer Wahrscheinlichkeit die Marktphasen abwarten, in denen Ihre Aktien einen guten Kurs haben.
4. Holen Sie sich Rat!
Eine Investition in Aktien oder Aktienfonds ist kein Hexenwerk! Wenn Sie als Anlegerneuling mit kleineren Beträgen anfangen, können Sie sich an diese Form der Geldanlage herantasten, die in den nächsten Jahren als Alternative zu Tagesgeld oder Festgeld immer mehr an Bedeutung gewinnen wird. Wollen Sie größere Anteile Ihres Geldes in Aktien stecken, dann holen Sie sich vorher Rat. Denn anders als beim Tagesgeld besteht das Risiko, Geld zu verlieren!
Ihre Hausbank wird vermutlich einige Aktienfonds im Angebot haben, zu denen sie rät. Neutrale Verbraucherinformation und Fondsempfehlungen erhalten Sie von der Stiftung Warentest. Wichtige Anlegerregeln können Sie bei FINANZTIP nachlesen.
Übrigens: Lassen Sie sich nicht zu einem Aktienkauf verleiten, nur weil dieser am „Tag der Aktie“ gebührenfrei ist. Die Gebühren sind ohnehin nicht hoch, wenn Sie online über eine Direktbank ordern. Wichtiger als ein paar Euro Gebührenersparnis ist eine durchdachte Anlegerentscheidung!