Lebe heute und mach dir nicht so viele Gedanken über später – so lautete der Tenor eines Essays, den ich vor einiger Zeit in der Süddeutschen Zeitung las. Da man sowieso nicht in die Zukunft schauen könne, sei es doch besser, lieber heute Geld auszugeben als sich durch Verzicht das Leben zu vermiesen und allen Genuss auf später zu verschieben.
Verlockender Gedanke – nicht wahr? Sich mit einer ungewissen Zukunft auseinander zu setzen, kann einem ja wirklich die gute Laune verderben. Es fehlt ja auch an Gewissheiten und Orientierung, wie man sich für später wappnen soll. Da kann es durchaus ein Weg sein, Sorgen von morgen über Bord zu werfen – einerseits. Für später zu sparen, heute auf eine Reise, ein größeres Auto, auf noch mehr Klamotten im Schrank zu verzichten, kann einem andererseits aber auch das Gefühl von Sicherheit geben, das Gefühl, das Leben auch in Zukunft planen und kontrollieren zu können. „Nur wer sorglos in die Zukunft blicken konnte, genoss mit gutem Gefühl die Gegenwart“ schreibt Stefan Zweig in seinen Erinnerungen in der „Welt von Gestern“. Das kann auch heute noch gelten, selbst wenn die Ersparnisse nur auf dem wegen der geringen Zinsen gescholtenen Sparbuch liegen.
Aber egal, ob Sie eher der sorglose oder der sicherheitsorientierte Typ sind, kann Geldausgeben glücklich machen, wenn man bestimmte Ratschläge beherzigt, die Psychologen Dunn, Gilbert & Wilson aus den USA und Kanada aus ihren Forschungen ableiten (veröffentlicht im Journal of Consumer Psychology 21, 2011). Hier eine Auswahl:
1. Kaufen Sie mehr Erlebnisse und weniger materielle Dinge
Wir rufen uns Erlebnisse, wie eine tolle Reise oder einen atemberaubenden Konzertbesuch, häufiger ins Gedächtnis als den Kauf von Dingen, die wir unbedingt haben wollen. Materielle Dinge werden zur Gewohnheit, so als wären sie schon immer da gewesen, und die Freude darüber verblasst allmählich. Erlebnisse dagegen machen uns nachhaltiger glücklich, auch weil wir sie oft mit Menschen teilen, die wir mögen.
2. Verwenden Sie Ihr Geld mehr zu Wohle Anderer als für sich selbst
Geben ist seliger denn nehmen, sagt der Volksmund. Tatsächlich ziehen wir aus dem Handeln zum Wohle anderer Menschen Befriedigung und fühlen uns wohl. Geben wir Geld für andere aus, dann fördern wir soziale Beziehungen und wir haben ein positives Selbstbild von uns.
3. Kaufen Sie lieber viele kleine Annehmlichkeiten als wenige große Luxusdinge
Nichts ist verkehrt daran, sich teure Luxusgüter zu leisten, betonen die Forscher. Allerdings sind wir Konsumenten der Gefahr ausgeliefert, dass wir uns schnell an die Freuden des Konsums gewöhnen und immer mehr davon haben wollen. Deshalb ist es sinnvoller, lieber öfter kleine Dinge zu kaufen als selten große Dinge. So verschaffen wir uns viele kleine Glückserlebnisse und nicht nur einmal im Jahr den Konsumkick.
4. Verschieben Sie den Konsum
Kaufe jetzt und zahle später – das ist das Credo der Marktwirtschaft, das Geschäftsmodell der Kreditkartenanbieter, der hedonistische Zeitgeist. Allerdings berauben wir uns damit einer wichtigen emotionalen Erfahrung, nämlich der Vorfreude. So paradox es klingt: Wir sind glücklicher, wenn wir zuerst verzichten und warten. Denn wenn wir uns auf etwas freuen, erleben wir den Konsum in allen seinen Phasen – Kaufwunsch, Auswahl und schließlich Kauf und Verwendung – viel intensiver und nachhaltiger, als wenn wir Dinge im Vorbeigehen konsumieren.