Nachhaltig – ethisch – sozial! Beim Geldanlegen Gutes tun

Wir trennen Müll, nehmen eine Einkaufstasche mit in den Supermarkt, um Plastiktüten zu sparen oder lassen das Auto zu Hause stehen und nehmen stattdessen die Straßenbahn. Mit vielen kleinen Alltagsentscheidungen versuchen wir, unseren Beitrag zu leisten – ja, wofür eigentlich? Wir wollen hier nicht hausen und alle verfügbaren Ressourcen verbrauchen, als gäbe es kein Morgen. Sondern wir wollen nachhaltig handeln – mit unterschiedlicher Entschiedenheit und Konsequenz.

Der Begriff Nachhaltigkeit stammt ursprünglich aus der Waldwirtschaft: Es sollten nur so viele Bäume in einem Wald gerodet werden, wie in absehbarer Zeit wieder nachwachsen können. Populär wurde der Begriff besonders in den 1980er Jahren, als die Brundtland-Kommission der Vereinten Nationen zum Thema Umwelt und Entwicklung folgende Definition lieferte: „Nachhaltige Entwicklung ist eine Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“.

Und nun kommt das Geld ins Spiel. Wer sich Gedanken über Waffenproduktion, Kinderarbeit oder Ausbeutung von Bodenschätzen macht, kann sein Engagement und seine Werthaltung auch auf seine Geldanlagen ausdehnen. Aber Vorsicht – der Wunsch, mit seinem Geld Gutes zu tun, darf nicht den Blick auf die Fallstricke und Risiken verstellen. Nachhaltige Geldanlagen sind nicht immer die besseren Anlagen. Genauer hinschauen ist auf jeden Fall notwendig!

Wenn Sie sich schon länger einmal damit befassen wollten, dann lesen Sie hier Tipps über die ersten Schritte auf dem Weg zu nachhaltig-ethischen Geldanlagen.

1. Welche nachhaltigen Geldanlagen gibt es?

Sollen mit dem Geld der Anleger nachhaltige, ökologisch-soziale oder ethische Ziele verfolgt werden, so gibt es – wie im konventionellen Sektor – zahlreiche Anlageformen. Dazu zählen unter anderem Aktien, Investmentfonds, Direktbeteiligungen und Bankprodukte. Informationen über die Anlageformen und Risiken erhalten Sie zum Beispiel beim Börsenlexikon. Die Besonderheit nachhaltiger Geldanlagen ist, dass bei der Auswahl der Wertpapiere und Unternehmen bestimmte Nachhaltigkeitskriterien angelegt werden. Das Problem dabei ist: Es gibt keine einheitlichen Standards und auch keine gesetzlichen Grundlagen für die Bewertung von Nachhaltigkeit.

Stattdessen haben sich verschiedene Strategien herauskristallisiert, um Geldanlagen als nachhaltig zu bewerten.

  • Positivkriterien: Es wird nur in Geldanlagen investiert, die bestimmte Kriterien erfüllen. Zum Beispiel in Erneuerbare Energien, in Unternehmen, die dezidiert ausbeuterische Arbeitsbedingungen ihrer Produktion ausschließen oder andere Nachhaltigkeitsbedingungen erfüllen.
  • Negativkriterien: Es werden von vornherein bestimmte Branchen ausgeschlossen, wie die Rüstungsindustrie, Atomenergie, Tabak oder ähnliches.
  • Best-in-Class: Es werden aus verschiedenen Zweigen die Investments herausgefiltert, die bestimmte Nachhaltigkeitskriterien am ehesten erfüllen.
  • Nachhaltigkeitsindizes: Wie der DAX die Wertentwicklung der 30 größten deutschen Unternehmen dokumentiert, so bilden Nachhaltigkeitsindizes die Wertentwicklung von ausgewählten nachhaltigen Unternehmen ab und bewerten somit den ökonomischen Erfolg. Beispiele sind der Dow Jones Sustainibility Index (DJSI) oder der Natur-Aktien-Index (NAI) – nähere Informationen zu den Indizes finden Sie hier.

2. Sind nachhaltige Geldanlagen immer gut für den Anleger?

Wie bei jeder konventionellen Geldanlage ist es wichtig, sich darüber klar zu werden, welche Anlageziele Sie verfolgen. Passt die Geldanlage in Ihre Lebensplanung? Brauchen Sie die angelegte Summe zu einem bestimmten Zeitpunkt oder können Sie das Geld langfristig investieren? Welche Risiken können und wollen Sie eingehen? Vorsicht ist geboten, wenn Sie bei dem Wunsch, etwas Gutes mit Ihrem Geld tun zu wollen, nicht kritisch genug sind! Nachhaltige Geldanlagen verfolgen einen guten Zweck, müssen aber als Investment nicht automatisch das Richtige für Sie sein. Denken Sie an das Windkraftunternehmen Prokon. Die Anleger dachten, in erneuerbare Energie zu investieren, ist eine gute Sache. Doch die Konstruktion des Investments war fragwürdig und Prokon ging im Jahr 2014 letztlich pleite – zum Schaden der gutwilligen Anleger.

Seien Sie kritisch und hinterfragen Sie die Geldanlage so, als ob Sie in konventionelle Geldanlagen investieren wollen. Wenn Sie sich an Unternehmen direkt beteiligen, zum Beispiel Kapital in eine Windkraftanlage investieren, so gehen Sie ein deutlich höheres Risiko ein – und können im schlimmsten Fall all Ihr Geld verlieren – als wenn Sie in einen nachhaltigen Aktienfonds investieren. Unabhängige Informationen über Risiken erhalten Sie beispielsweise auf der Internetseite „Geld bewegt„, einem neuen Angebot der Verbraucherzentralen.
Die gute Nachricht ist: Mit nachhaltigen Geldanlagen lassen sich nach gängiger Expertenmeinung ähnliche Renditen erzielen wie mit anderen Anlagen. Nachhaltig investieren bedeutet also nicht, auf wirtschaftlichen Ertrag zu verzichten.

3. Wie investiere ich nachhaltig?

Es gibt viele Möglichkeiten, mit seinem Geld ethisches und nachhaltiges Handeln zu bewirken. Im ersten Schritt können Sie eine Bank wählen, die als „grüne“ Bank Nachhaltigkeitsziele verfolgt. Mit einem einfachen Girokonto, Spar- oder Festgeldkonto unterstützen Sie die Unternehmenspolitik Ihrer Hausbank. Die bekanntesten „grünen“ Banken sind die GLS-Bank, Triodos Bank, Ethikbank und Umweltbank (weitere Informationen hier). Im nächsten Schritt können Sie überlegen, welche Geldanlagen Sie bislang schon haben, und welche davon in nachhaltige Produkte umgestellt werden können. Wenn Sie Aktien oder besser noch Aktienfonds halten, dann können Sie diese gegen Ökofonds umtauschen. Informationen über solche Fonds finden Sie bei Verbraucherorganisationen, Finanztest oder ECOreporter. Auch nachhaltige Altersvorsorgeprodukte sind zwar noch nicht massenhaft verbreitet, aber langsam im Kommen. Und um es noch einmal zu wiederholen: Seien Sie eher skeptisch bei geschlossenen Fonds, Genussrechten  oder Ähnlichem. Hier wird mit dem Etikett Nachhaltigkeit auch viel Schindluder getrieben.

Holen Sie sich Rat, bevor Sie Geld in Finanzanlagen investieren, die Sie nicht wirklich durchschauen. Aber bereits in vielen kleinen Schritten können wir Einfluss nehmen, damit mit unserem Geld Gutes passiert.